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20. Juli 2023Aus Corona nichts gelernt
Wenn man aus der Corona-Krise eines hätte lernen können, dann dass die Sparpolitik im Gesundheitswesen bei etwas überdurchschnittlicher Belastung ganz schnell zu einem Kollaps des gesamten Gesundheitssystems führen kann. Der gesamte Lockdown-Zirkus war das Ergebnis einer jahrelangen Sparpolitik auf dem Rücken von Personal und Patienten.
Man hatte die Befürchtung, dass sich die Rotstiftpolitik in einem Massensterben vor allem von Alten und Menschen mit Vorerkrankungen rächen wird, weil die Versorgungskapazitäten nicht ausreichen würden. Wie wir wissen, kam es dazu nicht, was allerdings nicht an einer durchdachten Corona-Politik lag. Selbst im ersten Corona-Jahr 2020 wurden tausende Intensivbetten aus Kostengründen gestrichen.
Nachdem unter fleißiger Mitarbeit des aktuellen Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach das deutsche Gesundheitswesen mit dem Vergütungssystem der Fallpauschalen endgültig auf Profit getrimmt wurde, wurden unzählige Krankenhäuser in die roten Zahlen getrieben. Nur wer sich auf besonders gewinnträchtige Behandlungen spezialisierte, konnte im Kostendschungel überleben. Wer einfach nur die Basisversorgung sicherstellte, konnte kaum noch Geld verdienen. Das logische Ergebnis: Kliniksterben und weitere Spezialisierung. Ein Teufelskreis.
Lauterbach plant nun bereits die nächste Kahlschlagreform. So sollen die Krankenhäuser in Levels eingeteilt und unterschiedlich gefördert werden. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft rechnet damit, dass in der Folge im Laufe der nächsten zehn Jahre rund 20 Prozent der bestehenden Kliniken geschlossen werden müssen.
Während vor allem in ländlichen und strukturschwachen Gebieten damit ein weiterer wichtiger Teil der Daseinsvorsorge verloren geht, führt es in urbanen Gebieten zu noch mehr Überlastung des Personals, das jetzt schon am Limit arbeitet. Kein Wunder, dass immer mehr Ärzte und Pflegekräfte den Beruf wechseln wollen oder ausgebrannt nur noch in Teilzeit arbeiten können.
In einer alternden Gesellschaft mit wachsendem Bedarf an wohnortnahen Gesundheits- und Pflegeleistungen den Rotstift anzusetzen, kommt einer unterlassenen Hilfeleistung seitens des Staates gleich. Ein Gesundheitssystem, in dem kranke und alte Menschen nur noch eine betriebswirtschaftliche Fallpauschale sind, kann auf Dauer nicht gesund sein.