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13. August 2024Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki
Es gibt nur wenige einzelne Ereignisse in der Weltgeschichte, die so weitreichenden Einfluss auf das Leben und die Welt danach ausgeübt haben wie die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. bzw. 9. August 1945. Mit diesen Angriffen durch US-Bomber wurden erstmals und bis heute zum einzigen Mal in der Geschichte Atomwaffen in einem Krieg eingesetzt.
Eines vorweg: Man kann diese Angriffe mit Fug und Recht als eines der größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte bezeichnen. Dass der Sieger nicht nur die Geschichte schreibt, sondern auch über Gut und Böse in einem Krieg entscheidet, erkennt man daran, dass es bis heute in den USA kein nennenswertes Gedenken an dieses Jahrhundertverbrechen gibt.
Aber wie kam es zu diesem schrecklichen Ereignis? Nachdem die deutsche Wehrmacht am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet hatte, dauerte der Zweite Weltkrieg im Pazifik noch über Monate hinweg an. Die Japaner leisteten erbitterte Gegenwehr – allein die Schlacht um die Insel Okinawa kostete 12.500 US-Amerikaner das Leben. Das Insel-Hopping der USA war zuletzt zwar im Ergebnis erfolgreich, forderte aber einen gewaltigen Blutzoll.
Eine neue Waffe
Die US-Militärführung rechnete mit bis zu 300.000 weiteren eigenen Todesopfern, wenn es in den Kampf um die größten japanischen Inseln Honshū und Hokkaidō gehen sollte. Der ursprüngliche Plan sah vor, diese Offensive erst im November 1945 zu starten.
Doch man hatte im Rahmen des sogenannten Manhattan-Projekts am 16. Juli 1945 mit dem Trinity-Test im US-Bundesstaat New Mexico die erste erfolgreiche Kernwaffenexplosion durchgeführt. Somit hatte man eine neue Waffe zur Verfügung, von der man annahm, dass sie die Japaner zur Kapitulation zwingen würde, ohne dass man noch über Monate oder sogar Jahre hinweg verlustreiche Schlachten um die japanischen Hauptinseln führen müsste.
Ein weiterer Grund, weshalb sich die USA zu dieser historisch einzigartigen Operation hinreißen ließen, war die sich verändernde Gemengelage innerhalb des alliierten Kriegsbündnisses. Die Briten waren frühzeitig in das Manhattan-Projekt und die diesbezüglichen Fortschritte des Baus der Atombombe eingeweiht worden. Auch hatten sie dem Einsatz der Atombombe zugestimmt.
Eisenhower riet vom Einsatz der Atombombe ab
Die Sowjetunion unter Josef Stalin hatte im Februar 1945 zugesichert, drei Monate nach Ende des Kriegs in Europa trotz des seit 1941 bestehenden Neutralitätsabkommens mit Japan offiziell in den Krieg im Pazifik einzugreifen. Da sowohl die US-Führung als auch der britische Premierminister Winston Churchill dem Sowjet-Führer Stalin nicht traute und man davon ausging, dass dieser in Japan eigene Einflussgebiete erobern könnte, wollte man ihm zuvorkommen.
Mit Blick auf eine sich allmählich herauskristallisierende Kapitulationsbereitschaft auf japanischer Seite hatte General Eisenhower dem nach Roosevelts plötzlichem Tod frischgebackenen US-Präsidenten Truman vom Einsatz der Atombombe abgeraten. Doch dieser notierte in sein Tagebuch: „Ich glaube, dass die Japsen klein beigeben werden, ehe Russland eingreift.“
Ursprüngliche Pläne, die Atombombe als letzten Warnschuss über unbesiedeltem Gebiet abzuwerfen, wurden angesichts dieser Ausgangslage schnell ad acta gelegt. Andere potentielle Ziele wie Kyoto, Yokohama oder der Kaiserpalast Tokio wurden vorerst verworfen.
Die Opfer
Hiroshima war eine der wenigen japanischen Großstädte, die bis zum 6. August 1945 von US-Bombardements verschont geblieben war. Man versprach sich von diesem Ziel also auch bessere Erkenntnisse über die tatsächlichen Auswirkungen einer Kernwaffenexplosion über einer Stadt. Ein weiterer Grund für die Wahl Hiroshimas war, dass dort keine Lager mit US-Kriegsgefangenen waren. Den Tod von unzähligen koreanischen und chinesischen Kriegsgefangenen nahm man billigend in Kauf.
Offiziellen Schätzungen zufolge waren etwa 80.000 Menschen sofort tot. Aufgrund der direkten Folgen starben aufgrund erhöhter Strahlendosis, kontaminierten Wassers und innerer Verletzungen bis 1946 rund 160.000 Menschen. Eine überdurchschnittliche Häufung von Krebserkrankungen bei den Überlebenden, den sogenannten Hibakusha, war in den folgenden Jahrzehnten auf den Atombombeneinsatz zurückzuführen.
Am 9. August 1945 tagte das japanische Kriegskabinett in Tokio. Die Stimmung neigte grundsätzlich einem Friedensschluss zu, allerdings forderte man die Beibehaltung des Kaisertums, einen Verzicht der Alliierten auf eine Besatzung Japans, die Freiwilligkeit der Abrüstung Japans und die Durchführung von Prozessen gegen japanische Kriegsverbrecher vor eigenen Gerichten.
Die Kapitulation
Die USA hielten diese Forderungen für „unannehmbar“ und setzten über Nagasaki die nächste Atombombe ein, um ihrer Forderung nach bedingungsloser Kapitulation Nachdruck zu verleihen. Etwa 22.000 Menschen starben sofort, bis zu 80.000 innerhalb der nächsten Monate.
Am 12. August 1945 trafen weitere Atombombenteile auf der Marianeninsel Tinian ein, wo die US-Navy zum Ende des Kriegs den größten Flugplatz der Welt errichtet hatte und von wo aus die beiden B-29-Bomber ihre tödliche Fracht nach Hiroshima und Nagasaki trugen. Der Einsatz einer weiteren Atombombe war also nur noch eine Frage der Zeit.
Hätte Kaiser Hirohito kein Machtwort gesprochen und die politische Führung Japans nicht zur Annahme der Potsdamer Erklärung zur Kapitulation Japans gedrängt, wäre wohl auch Tokio einer US-Atombombe zum Opfer gefallen.
Ronny Zasowk