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24. Februar 2025Automobilindustrie vor dem Infarkt?
Sascha A. Roßmüller
Steht das Herzstück der deutschen Wirtschaft vor dem Infarkt? – Ford tat die Entscheidung kund, bis Ende 2027 in Deutschland 2900 Stellen abzubauen, der Autozulieferer Schaeffler plant in zehn Standorten in Deutschland Arbeitsplätze einzudampfen, 2800 Jobs stehen dabei im Feuer, Continental schließt Werke in Wetzlar und Schwalbach, 1200 Arbeitsplätzen sind hiervon betroffen, Bosch plant 3800 Stellen in Deutschland zu streichen und beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen ist sogar von einem Abbau von bis zu 14.000 Stellen in Deutschland die Rede. Dass die Automobilindustrie eine Zukunft braucht und hierfür der Industriestandort Deutschland wettbewerbsfähig sein muss, lässt zwar sogar die CDU/CSU-Fraktion zuweilen verlauten, und initiierte diesbezüglich sogar schon eine Anhörung im Bundestag, was jedoch Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz offenbar noch nicht so ganz begriffen hat: Dies wird mit einem grünen Koalitionspartner bzw. Wirtschaftsminister Robert „Insolvenzbeck“ nicht gelingen.
186.000 Arbeitsplätze gefährdet
Ins Stammbuch geschrieben wurde seitens renommierter Branchenvertreter den Bundestagsabgeordneten durchaus einiges. Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, führte dem Bundestag mahnend die „äußerst drängende Situation“ in der Automobilwirtschaft vor Augen, und wies darauf hin, dass dies sowohl für große Unternehmen, als auch für den industriellen Mittelstand zutreffe. Bis zum Jahr 2035 seien, Müller zufolge, durch die Transformation allein in der deutschen Autoindustrie bis zu 186.000 Arbeitsplätze gefährdet. Die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit ist Gift für die Branche, da 70 Prozent der Arbeitsplätze mit dem Export in Zusammenhang stehen. Die IG Metall fiel hierbei etwas aus der Reihe mit ihrem mehr oder weniger apodiktischem Fazit: „Die Zukunft fährt elektrisch.“…Mag sein, nur wohin: in Deutschland derzeit vermutlich gegen die Wand.

„Deutschland ist vergammelt“
Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor am Center Automotive Research (CAR), plädiert anstatt der Abschottungsphantasien einiger deutscher Politiker für einen Austausch mit China in den Bereichen Digitalisierung und Automation, da andernfalls Arbeitsplätze langfristig abwandern würden. „China ist der Mittelpunkt des neuen Autos“, so Dudenhöffer, der die Zusammenarbeit mit China auf diesem Feld für existenziell erachtet. Ein weiteres hausgemachtes Problem könnte man kaum deutlicher als Dudenhöffer formulieren, wenn dieser auf die marode Infrastruktur zu sprechen kommt. „Deutschland ist vergammelt“, lautet hier die kurze Diagnose des Sachverständigen. In Deutschland setzt die Politik seit geraumer Zeit unübersehbar die falschen Prioritäten, wofür die Politik das Geld der Steuerzahler einsetzt. In Mitteldeutschland hängen etwa 25 Prozent der Industriearbeitsplätze zumindest mittelbar mit der Fahrzeugindustrie zusammen, weshalb der Befund des Projektleiters des Regionalen Netzwerks für die Fahrzeug- und Zulieferindustrie Berlin-Brandenburg, Robert Drewnicki, nachdenklich stimmen sollte, der nach wie vor ostdeutsche Betriebe bloß als „verlängerte Werkbänke“ für westdeutsche Unternehmen ausmacht.
Technologieoffenheit
Ob die Rechnung mit der E-Mobilität so aufgehen wird, wie es sich die „grünen“ Ideologen vorstellen, darf kritisch hinterfragt werden. VW tätigte zwar enorme Investitionen in den Hochlauf der E-Mobilität, nichtsdestotrotz können rund 500.000 produzierte Fahrzeuge aufgrund der schleppenden Nachfrage nicht auf den Markt gebracht werden. „Man könne nicht gegen den Marktbedarf Autos verkaufen“, erklärte VW-Markenvorstand Thomas Schäfer. Wenn die geltenden EU-Flottengrenzwerte nicht kurzfristig reduziert würden, erwarte Schäfer zufolge VW schon für 2025 erhebliche Probleme. Der Wissenschaftliche Leiter des Ludwig-Erhard-Forums für Wirtschaft und Gesellschaft (Berlin), Prof. Dr. Stefan Kolev, forderte diesbezüglich in der Bundestagsanhörung vergangenen November einen „Wettbewerb für Technologieoffenheit“. Es gehe nicht um die eine spezielle Technologie, sondern um einen vernünftigen „Technologie-Mix“, weshalb der Professor zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland zu einem „Fortschritt im Plural“ auffordert.
„Ordnungspolitischer Neustart“
Der Wissenschaftliche Leiter des Ludwig-Erhard-Forums sieht einzig in einem „ordnungspolitischen Neustart“ den Weg aus der Vertrauenskrise, von der nicht allein nur die Autoindustrie betroffen ist. Dies ist zweifelsohne zutreffend, bedarf aber der Ergänzung, dass das Land hierzu nicht nur von der grünen bundesrepublikanischen, sondern zuvorderst von der Brüsseler Planwirtschaft ohne Plan freimachen muss. Industriepolitisch steht ordnungspolitisch fest, dass ideologische Technologievorgaben fehl am Platz sind, oder anders ausgedrückt: Weniger demographische und gesellschaftliche, und stattdessen mehr Technologie- und Energie-Diversität!
